Findungskampagne in Tarija 2013
Vom 14. bis 16. November 2013 führten Kardiozentrum und Herzverein gemeinsam eine weitere Findungskampagne durch, die dieses Jahr im Süden von Bolivien in Tarija stattfand. Wie in den Jahren zuvor sollte den Kindern und Familien, die außer Reichweite eines kinderkardiologischen Zentrums wohnen, Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Untersuchung und Diagnose gewährleistet werden.
Zum diesjährigen Team gehörten die Kinderkardiologin Dra. Alexandra Heath, der Kardiologe Dr. Jorge Villanueva, die Assistenzärztin Claudia Scherer, die Allgemeinärztin Dra. Carla Arteaga, die Sozialarbeiterinnen Lic. Fanny Mendizabal und Lic. Camila Larrazabal, die Medizinstudenten Gustavo Balanza und Matthias Schulz und Hera Melgar als Freiwillige. Tarija ist ein Bundesland, in dem die Gesundheitsversorgung unzureichend ist. Daher war es besonders wichtig in diesen drei Tagen viele Kinder und Familien zu erreichen. Zu diesem Zweck wurden die Informationen der Findungskampagne nicht nur von den lokalen Kinderärzt*innen, sondern sogar im Radio und Fernsehen verbreitet.
Seit März 2013 bereitete sich das Team vom Kardiozentrum und dem Herzverein auf die Findungskampagne vor. Dafür nahm Lic. Camila Larrazabal zu Kinderärzt*Innen und Kardiolog*Innen aus Tarija Kontakt auf.
Am Donnerstag den 14. November flogen wir um sechs Uhr morgens mit TAM (Transporte Aereo Militar) nach Tarija. Die Sonne schien und das Team blickte voller Zuversicht auf die bevorstehenden Untersuchungen der Kinder.
Die Untersuchungen fanden im “Policonsultorio Santa María” statt, das vom Kardiologen Dr. Budia geleitet wird, der zusammen mit der Kinderärztin Dra. Guarachi vor Ort unter anderem die teilweise Deckung der Transportkosten und Unterkunft organisierte. Nach unserer Ankunft am Flughafen in Tarija, beeilten wir uns, im Hotel anzukommen, schnell unser Gepäck abzuladen und zum Policonsultorio zu fahren, damit wir die Geräte aufbauen und alles vorbereiten konnten.
Am Tag der Anreise wurden noch am Nachmittag 13 Kinder von den Ärzt*innen auf Herzkrankheiten untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass die Kinderärzt*innen in Tarija eine sehr gute Vorauswahl der jungen Patient*innen getroffen hatten und dadurch die Kinder eine Diagnose und Hilfe bekamen, die sie auch wirklich brauchten. Am Freitag wurden von morgens bis abends insgesamt 26 Kinder untersucht. Das Team hatte sich schon sehr gut eingearbeitet und die Abläufe waren allen bekannt. Dadurch entstanden kurze Wartezeiten, so dass wir es schafften, am Samstag sogar 30 Kinder zu untersuchen! Das Team konnte sich im Policonsultorio auf fünf Räume plus Wartezimmer aufteilen und so fünf Behandlungsstationen bilden. Bei der ersten Station wurden die Patienten von der lokalen Krankenschwester begrüßt, die Daten wie Name, Alter, Adresse, Größe und Gewicht aufnahm.
Die Anamnese (Vorgeschichte des Patienten) und die körperliche Untersuchung fanden bei der zweiten Station statt. Hier wurde neben der Befragung der Kinder und Eltern auch Blutdruck und Sauerstoffgehalt des Bluts gemessen und das Herz abgehört, um einen guten Gesamtüberblick der Patienten zu bekommen und eine erste Verdachtsdiagnose zu stellen.
Der nächste Schritt war das Elektrokardiogramm. Für diese Station war Dr. Jorge Villanueva verantwortlich. Er untersuchte die Kinder genau auf Herzprobleme wie zum Beispiel Rhythmusstörungen.
Wurde bei einem Kind ein Herzfehler diagnostiziert, wurde es in der vorletzten Station, der Station für Herzultraschall, ein weiteres Mal untersucht. Hier konnte sich Dra. Alexandra Heath ein genaues Bild der kleinen Herzen der Patienten machen, während sich Lic. Fanny Mendizabal um die wichtigen Daten der Patienten kümmerte.
Wenn ein Kind eine Behandlung und Hilfe vom Herzverein benötigte, kam es zur letzten Station, wo sich Lic. Camila Larrazabal für den Herzverein mit den Familien über ihren sozioökonomischen Hintergrund unterhielt. So wurden die Patienten rundum versorgt!
Insgesamt wurden bei dieser dreitägigen Findungskampagne 69 Kinder untersucht! 42 Kinder wurden von Dra. Alexandra Heath echokardiographisch untersucht.
Bei 20 Kindern wurde ein Herzfehler diagnostiziert, wovon neun behandlungsbedürftig sind (Operation oder Intervention). In zehn Fällen sind die Familien besonders auf Hilfe angewiesen, so dass sie auf die Warteliste des Herzvereins aufgenommen wurden. Dr. Budia kann die Familien vor Ort in Tarija betreuen.
Auffallend ist, dass viele Patienten schwerwiegende Herzfehler haben. Außerdem sind viele der Mütter alleinerziehend: die große Mehrheit der neu aufgenommen Kinder wachsen 9 von 10 ohne Vater auf!
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es eine sehr erfolgreiche Kampagne war die als Vorbild für weitere dienen kann. Durch die Vorankündigung der Kampagne durch die lokalen Ärzte sowie im Radio und Fernsehen konnten viele Familien erreicht werden. Wir bedanken uns ganz herzlich für die Zusammenarbeit mit den Ärzten Dr.Budia und Dra. Guarachi! Außerdem geht unser großer Dank an alle Unterstützer auch in Tarija und besonders an das Bolivianische Kinderhilfswerk e.V. und Bolivienhilfe e.V., ohne deren Unterstützung die Findungskampagne nicht möglich gewesen wäre.