Kampagne 2016 in Puerto Quijarro
Die diesjährige Kampagne, die erneut Dank der Unterstützung des Bolivianischen Kinderhilfswerks durchgeführt werden konnte, führte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Herzvereins und Kardiozentrums nach Puerto Quijarro, nahe der bolivianisch-brasilianischen Grenze. Vom 04. bis zum 10. Dezember arbeitete das siebenköpfige Team in dem örtlichen Krankenhaus „Hospital Municipal Principe de Paz“ und untersuchte insgesamt 163 Patienten, hauptsächlich Kinder zwischen 4 und 15 Jahren, aber auch Säuglinge und ein paar ältere Jugendliche. Ziel dieser Findungskampagne war es, in einem Ort außerhalb von La Paz, Kindern ebenfalls eine kardiologische Untersuchung zu ermöglichen, um eventuelle Herzfehler frühzeitig erkennen zu können und wenn nötig behandeln zu lassen.
Puerto Quijarro liegt mit seinen ungefähr 11.000 Einwohnern nahe der brasilianischen Grenze im Departamento Santa Cruz, ganz im Osten Boliviens. Es befindet sich in einem der größten Binnenland-Feuchtgebiete der Erde und hat eine Durschnittstemperatur von 26 Grad. Gegenüber auf der brasilianischen Seite liegt Corumbá, was mit knapp über 100.000 Einwohnern deutlich größer ist.
Wir trafen uns am Sonntagmittag am Aeropuerto de El Alto, dem auf über 4000 Metern höchstgelegenen Flughafen der Erde. Mit allen wichtigen medizinischen Geräten und jeder Menge Medikamenten im Gepäck hoben wir kurze Zeit später ab und kamen nur eine Stunde später am Flughafen Viru Viru in Santa Cruz de La Sierra an. Sobald wir das Terminal verließen schlug uns eine sommerliche Hitze entgegen, an die sich unser Team, das die kühle Luft des Altiplanos gewohnt ist, erstmal gewöhnen musste.
Nach drei Stunden Aufenthalt in Santa Cruz ging es mit dem Zug durch die Nacht 650 km Richtung Brasilien.
Als wir Montag Morgen in Puerto Quijarro ankamen, kam es uns noch einmal heißer vor als in Santa Cruz. An der Zugstation der Kleinstadt wurden wir vom brasilianischen Konsulat abgeholt und zum Hotel gebracht. Nach einem Frühstück waren wir zu einem Empfang im Konsulat eingeladen. Unsere Kinderkardiologin Dr. Alexandra Heath stellte unsere Arbeit und die Kampagne vor und der Gouverneur, der Bürgermeister, die Konsulin Carla Santos Lopes, die Leitung des Krankenhauses, die Zahnärztin Dr. Janne Mendes Lopes und alle weiteren Unterstützer der Kampagne begrüßten uns herzlich.
Nach einem kurzen Mittagessen machten wir uns am Nachmittag direkt an die Arbeit im nahgelegenen Hospital „Municipal Principe de Paz“. Die jungen Patienten erwarteten uns bereits auf dem Flur des Krankenhauses. Insgesamt belegten wir für unsere Kampagne vier Untersuchungsräume. Im Ersten registrierten die Pfleger des Krankenhauses die Patienten. Im zweiten Behandlungszimmer wurde eine primäre Untersuchung, bestehend aus Anamnese und Messung des Blutdrucks, des Herzschlags und der Sauerstoffsättigung durchgeführt. In den anderen Untersuchungszimmern befanden sich das Elektrokardiogramm und das Echokardiogramm.
Franziska und Nikolas, die beiden freiwilligen Helfer im Team, unterstützten entweder Dr. Medina oder Dr. Balanza bei der Elektrokardiographie oder der Sauerstoffsättigungsmessung der Patienten. Auch Zahnärztin Dr. Janne Mendes, die die gesamte Kampagne organisiert hatte, half bei den Untersuchungen. Die Kinder registrierten sich zuerst, bevor sie zu Dr. Medina und Nikolas zu einer ersten Untersuchung kamen. Es wurden Informationen über den Wohnort, die Kondition ihrer Unterkunft, den Gesundheitszustand der Familie und Angehörigen, sowie einige persönliche Informationen erfragt. Neben der Sauerstoffsättigungsmessung und der Überprüfung der Blutdruckwerte hörten die Ärzte die Herzen der Kinder ab und schauten in den Mund der Kinder. Fast alle Kinder waren von Karies oder Entzündungen im Racheninneren betroffen. Nach Bedarf wurden Medikamente verschrieben oder die Patienten entweder zur Echokardiographie oder zur Elektrokardiographie weitergeleitet.
Die Elektrokardiographie wurde von Dr Balanza und der Freiwilligen Franziska durchgeführt.
Bei der Echokardiographie wurden die Kinder von Dr Heath empfangen und untersucht, während Lic Mendizabal die Ergebnisse notierte und bei Bedarf die Kinder in den Herzverein einschrieb.
Am zweiten Tag untersuchte das Team nach der Arbeit im Krankenhaus zusätzlich einige Kinder einer religiösen Betreuungsstätte. Da keine Untersuchungsgeräte mitgenomen werden konnten, wurden lediglich die Herzen der Kinder abgehört. Bei keinem der Kinder wurde ein Herzgeräusch gehört, sodass sie zu keinen weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus kommen mussten. Eines der Mädchen hatte jedoch einen Gefässtumor über der Lippe, der nun behandelt wird.
Auch am dritten Tag wurden nach der Arbeit im Krankenhaus noch weitere Patienten untersucht. Dieses Mal ging es zu einem Fussballverein, wo viele Kinder vor allem während der Ferien täglich Fussball spielen. Unsere Ärzte saßen auf der Tribüne des Stadions und hörten dort die Herzen der Kinder ab. Alle Kinder, bei denen ein Herzgeräusch gehört wurde, wurden für den nächsten Tag ins Krankenhaus bestellt. Aber auch die anderen Kinder sollten, da sie täglich Sport machen, am nächsten Tag ins Krankenhaus kommen, um ein Elektrokardiogramm durchführen zu lassen und das Herz zu kontrollieren.
Als wir am letzten Tag zum Krankenhaus kamen fanden wir also neben den eigentlich eingeplanten Patienten eine ganze Fussballschule vor. Der Flur war brechend voll mit unseren Patienten und jungen Fussballspielern. Das Team war inzwischen jedoch gut eingespielt und kannte die Abläufe, sodass auch dieser Tag reibungslos verlief und alle Kinder eine angemessene Untersuchung bekamen.
Ein besonders grosses Dankeschön geht an alle, die uns so herzlich empfangen haben und uns nicht nur die Arbeit erleichtert, sondern auch wunderschöne Abende in Brasilien und eine spannende Bootstour auf dem Rio Paraquay für uns organisiert haben. Vor allem danken wir Dr. Janne Mendes und Konsulin Carla Santos Lopes für die Organisation und Unterstützung.
Am Freitagabend machte sich unser Team wieder auf den Weg nach La Paz, wo wir am Samstag erschöpft aber glücklich von der erfolgreichen Kampagne ankamen.
Zusammenfassung
Insgesamt wurden während der vier Tage 163 Kinder untersucht, 42 Elektrokardiographien und 57 Echokardiographien durchgeführt, 8 Kardiopathien entdeckt und drei Kinder auf die Warteliste des Herzvereins aufgenommen, damit sie weiter vom Kardiozentrum behandelt werden können.